Die Weinviertler Winzerinnen und Winzer hatten 2014 äußerst schwieriges Jahr zu bewältigen. Der Wetterverlauf hatte es in sich: Im Frühjahr fehlte die Feuchtigkeit, während sie ab Sommer bis in den September hinein im Übermaß vorhanden war. Bilanz am Ende dieses eigenwilligen Jahrgangs – das Wenige, das vom Jahrgang übrig blieb, ist vielversprechend.
Die regionalen Unterschiede zwischen östlichem, südlichem und westlichem Weinviertel waren im Jahrgang 2014 nicht ganz so stark ausgeprägt wie in so manch anderen Jahren. Leichte Vorteile gab es für etwas höher gelegene Gebiete wie zum Beispiel die Region um Hohenwarth, da die Temperaturen hier generell etwas kühler sind, während im östlichen Weinviertel die Wärme des kontinentalen Pannoniens frontal auftrifft.
Nach einem äußerst milden Winter mit geringem Niederschlag, der die Wasserspeicher in den Böden nicht füllen konnte, verlief auch das Frühjahr vergleichsweise trocken. Im Mai zeigten sich erste Anzeichen von Trockenstress, mit dem vor allem ältere Anlagen mit einem über Jahre in die Tiefe gewachsenen Wurzelsystem gut zurecht kamen. Die Vegetation war voraus. Im Sommer kehrte sich die Situation ins Gegenteil. Im Juli und August regnete es weit über dem Durchschnitt und zwar in allen Teilen des Weinviertels. Gebiete wie die nordwestliche Ecke rund um Retz, die eine jährliche Durchschnittsmenge von 400 mm Niederschlage haben, verzeichneten alleine im August 200 mm, also die Hälfte der Durchschnittsmenge eines normalen Jahres. Die Temperaturen wechselten häufig, waren im Schnitt jedoch etwas zu warm, was im Zusammenhang mit Feuchtigkeit fast „tropische“ Bedingungen verursachte.
Einige Gebiete wurden zudem zu äußerst unüblichen Zeiten von Hagelunwettern getroffen: Anfang August in der Gegend um Poysdorf schlugen die Hagelkörner auf noch feste, kleine Beeren auf. Hart traf ein Hagelsturm Anfang September das Gebiet um Retz bis Röschitz, da die Beeren zu diesem Zeitpunkt bereits deutlich weicher sind und wenn sie beschädigt sind, herausgelesen werden müssen.
Die Winzerinnen und Winzer hielten mit allem dagegen, was ihnen zur Verfügung stand: Den Sommer über war minutiöse und vorausblickende Laubarbeit in zahllosen Durchgängen notwendig, um die Laubwand gut zu durchlüften und so die Trauben gesund zu erhalten. Die Begrünung zwischen den Rebzeilen war ein weiteres wesentliches Hilfsmittel, weil durch mehr Pflanzen schlicht auch mehr Feuchtigkeit aufgesogen werden kann. Die Arbeiten, um die Trauben gesund zu erhalten, wurden zum Dreh-und Angelpunkt in diesem Jahr.
Für die einzelnen Rebsorten galt: Je länger Trauben am Stock hängen konnten, je näher sie dem Oktober kamen, ab dem das Wetter mit warmen, trockenen Tagen und Abkühlung die Nacht über wieder in normalen Bahnen verlief, desto besser. Grüner Veltliner ist vergleichsweise robust. Für die leichten, schlanken Veltliner-Typen wird er früher geerntet, für komplexere Weine bleibt er länger am Rebstock. Riesling hängt am längsten am Stock, weil er langsam ausreift, ist allerdings anfällig für Botrytis, der man aber auch positive Seiten abgewinnen kann, wenn sie zum richtigen Zeitpunkt, sprich bei ausgereiften Trauben, auftritt. Burgunder, speziell Weißburgunder und Chardonnay, konnten länger ausreifen und von den schönen Oktobertagen profitieren. Schwierig war es für rote Sorten wie Zweigelt, speziell schwierig für frühreifende, rote Sorten wie St. Laurent oder Pinot Noir.
Bei der Lese waren mehr Selektionsdurchgänge als je zuvor notwendig, um die jeweils reifen Trauben zum richtigen Zeitpunkt in den Keller zu bekommen. Viele Winzerinnen und Winzer vertrauten dabei auf gut eingespielte, hochprofessionelle Leseteams, die angesichts der Gegebenheiten rasch und präzise arbeiten mussten. Zwei Strategien standen zur Verfügung: möglichst früh zu lesen, mit dem Risiko, dass einiges an Wasser in den Beeren vorhanden war, oder abzuwarten, auf normalere Bedingungen hoffen und Mengenverluste in Kauf nehmen – alles in allem hatten sie das ganze Jahr über weit mehr Arbeit aufzuwänden als in anderen, selbst schwierigen Jahrgängen, um gute Ergebnisse zu erzielen.
Wie erste Verkostungen zeigen, haben die Winzerinnen und Winzer mit Arbeitswillen und Know-how auch diesen herausfordernden Jahrgang gemeistert: Rein mengenmäßig werden keine Rekorde gebrochen. Doch die Weine des Jahrgangs 2014 sind spritzig und leichtfüßig, sehr lebendig mit ausgeprägter Frucht, sehr typisch für das Weinviertel und eine Belohnung für alles, was ihnen der Witterungsverlauf 2014 abverlangt hat.