Das Wetter im Jahr 2017 im Weinviertel hielt einige Herausforderungen parat: Mit der Qualität der Weine sind Winzerinnen und Winzer in allen Teilen des Weinbaugebietes hochzufrieden. Hitze und Trockenheit bestimmten den Jahrgangsverlauf und führten zu einer Lesemenge, die knapp unter dem langjährigen Durchschnitt liegt.
„Sehr trocken, sehr heiß“, heißt es, egal ob Winzerinnen und Winzer im südlichen, westlichen oder östlichen Weinviertel nach der Witterung 2017 befragt werden. Viel Regen gab es tatsächlich nicht in der Vegetationsperiode, die auf einen noch dazu äußerst niederschlagsarmen Winter 2016/2017 folgte. Die Niederschläge kamen immer gerade rechtzeitig, bevor die Lage tatsächlich brenzlig wurde. Die Verteilung über das Jahr hinweg hätte trotzdem gleichmäßiger sein können.
Auffallend waren auch teils enorme Unterschiede auf engstem Raum: Anfang Juli beispielsweise blieb es in Poysdorf trocken, während im knapp vier Kilometer entfernten Kleinhadersdorf rund 30 mm Regen fiel, der hochwillkommen war. In Poysdorf wurden die Winzer, die sich vor allem um ihre Junganlagen sorgten, erst im August erlöst. Innerhalb des westlichen Weinviertels gab es ein deutliches Nord-Süd-Gefälle: Während die Gegend um Retz, die ohnehin zu den trockensten Gebieten Österreichs zählt, Mitte Juli weit unter der Regen-Durchschnittsmenge eines Jahres lag, wurde der Südwesten rund um Hohenwarth deutlich besser versorgt. Ein Spätfrost gegen Ende April hatte – anders als im Frühjahr 2016 – nur geringe Auswirkungen, da einerseits die Temperaturen nicht ganz so tief sanken wie angekündigt. Andererseits war auch die Winzerschaft bestens gewappnet gewesen und hatte vorsorglich Strohballen in den Weingärten verteilt, um sie im Fall der Fälle zu verglosen. Anfang Juli fegte ein schwerer Hagelsturm übers östliche Weinviertel im Raum Ebenthal, Velm-Götzendorf und Stillfried. Die von den Hagelkörnern getroffenen Trauben trockneten jedoch rasch aus, sodass es keine Auswirkungen auf die Qualität des Weins gab. Die Menge wurde aber deutlich reduziert. Der Rest des Weinviertels blieb das ganze Jahr über von Hagel verschont. Gutes Bodenmanagement war heuer der Schlüssel zum Erfolg, angepasst an die lokalen Gegebenheiten, die im Weinviertel höchst unterschiedlich sind.
Trockenheit wirkt sich auf Böden mit hoher Wasserhaltefähigkeit wie Lehm, Löss oder Braunerde deutlich später aus, während auf „leichten“ Böden – wie Sand oder Granit – das wenige Wasser sofort abfließt. Vor allem die älteren Weingärten, deren Wurzeln bereits tief im Boden verankert sind, kommen mit den Bedingungen eines derartigen Jahres sehr gut zurecht. Je jünger die Anlagen, desto stärker steht die Rebe unter Stress. Gleichzeitig wird der Rebstock aber auch gezwungen, mit seinen Wurzeln in die Tiefe zu graben, was auf lange Sicht wieder positiv ist.
Die Lese fand heuer flächendeckend gut zwei Wochen früher um Mitte September statt, da die Trauben rascher ausreiften. Das geerntete Material war quer durch alle Rebsorten ausgesprochen gesund und aromatisch, die Beeren fielen aufgrund der enormen Hitze im Sommer eher klein aus. Die Weine quer durch alle Rebsorten sind ausgeprägt aromatisch bei einem guten, lebendigen Säuregerüst. Die Änderungen im Klima des Weinviertels sind manifest und lassen sich am deutlichsten anhand der nicht nur im Jahr 2017 vorgeschobenen Lesetermine darstellen. „Vor zwanzig, dreißig Jahren wurde eine gute Reife deutlich knapper erreicht“, ergänzt Hans Setzer, Vorsitzender des Regionalen Weinkomitee Weinviertel, heute sei das in den meisten Jahrgängen sehr gut möglich, „weil kühle Jahrgänge einfach seltener sind“. Das statistische Mittel der Niederschläge wurde 2017 zwar gerade erreicht, aber vor allem dank des Regens im Herbst bis in den Dezember hinein, weil sich die Verteilung über das Jahr verändert habe. „Aber“, so Setzer optimistisch, „wenn das eine Pflanze aushält, dann der Rebstock.“ Und dass auch unter diesen Umständen Top-Weine entstehen können, zeigen die Winzerinnen und Winzer des Weinviertels mit dem Jahrgang 2017.
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© Regionales Weinkomitee Weinviertel/Robert Herbst