Buchpräsentation: Dienstag, 10. Dezember 2024, 19.00 Uhr
Buchhandlung Hans Sterzinger, Hauptstraße 29, 2120 Wolkersdorf
Bildgestützte Buchpräsentation „Weinbräuche in Österreich“ von Dr. Johann Werfring
Kein anderer Zweig der Landwirtschaft brachte in den vergangenen Jahrhunderten derart viele Arbeits- und Festrituale hervor wie der Weinbau. Spielartige, neckische Arbeitsbräuche sorgten bei der harten Bauernarbeit für Heiterkeit. Ritualisierte Belohnungen lukullischer Art nach schweren Tätigkeiten sollten den Eifer der Arbeitskräfte anfachen. Besonders viele Bräuche gab es rund um die Weinlese, die geradezu Volksfestcharakter annehmen konnte. Das Weinviertel ist eine Region, das in dieser Hinsicht besonders vielschichtige Rituale entwickelte.
Die in den Weinlandschaften herrschende Fröhlichkeit zur Erntezeit ist heute kaum noch vorstellbar. Unter Jubelrufen brachte man das hart erarbeitete Erntegut mit geschmückten Wägen heim. Wenngleich das weinbauliche Brauchgeschehen im Herbst seinen Höhepunkt erreichte, so begleiteten nicht wenige vinophile Gebräuche die Menschen der Weinlandschaften auch rund ums Jahr und von der Wiege bis zur Bahre.
Manche Weinbräuche knüpfen an alte herrschaftliche Rituale an, etwa die Aufrichtung von Weinbrunnen bei regionalen Winzerfesten in Retz, Rehberg und Klosterneuburg. Hier wie dort wurden und werden damit schlaraffische Vorstellungen erweckt. Im umgekehrten Falle haben auch gekrönte Häupter und Stadtbürger von den Hauern Bräuche übernommen und damit dem Bacchus ihre Reverenz erwiesen. Die allermeisten Gebräuche spielten sich jedoch direkt in den Weingärten, in den bäuerlichen Gehöften, in den Weinkellern, auf den Straßen und Plätzen der Weinbauorte und in dörflichen Gasthäusern ab.
Mit der Mechanisierung des Weinbaus ab den 1950er-Jahren kamen die reichhaltigen Arbeitsbräuche abrupt zum Erliegen. Weinbauliche Festbräuche, die das Gemeinschaftsleben in den Dörfern einst erheblich beflügelten, dauerten regional noch ein bis zwei Jahrzehnte länger fort, ehe auch sie größtenteils den Neuerungen der Zeit zum Opfer fielen. Regional hat sich jedoch eine Anzahl von Relikten erhalten. In jüngster Zeit knüpfen Weinbauorte und Touristiker erneut an alte Traditionen an, darüber hinaus entstehen sogar neue Bräuche rund um den Wein. Der Mensch sehnt sich eben nach Ritualen, und der edle Rebensaft bietet dazu den denkbar geeignetsten Rahmen.
Der Autor: Dr. Johann Werfring, Historiker, Autor und Lektor für Agrargeschichte an der Universität für Bodenkultur Wien, langjähriger Weinkolumnist der Wiener Zeitung. Für das Buch betrieb er aufwendige Archiv- und Literaturstudien sowie jahrzehntelange Feldforschungen. Das von namhaften Experten als Standardwerk mit gutem Lesefluss bezeichnete Buch ist mit zahlreichen historischen und aktuellen Bildern ausgestattet.
Johann Werfring: Weinbräuche in Österreich. edition lex liszt 12, ISBN 978-3-99016-178-4, gebunden mit Hartcover-Ausstattung, illustriert, 311 Seiten.
Verlag: shop.lexliszt12.at