Weinjahr 2005 – fruchtbetonte und balancierte Weinviertler
Ende gut, alles gut – so oder ähnlich könnte das Resümee nach einem nicht gerade einfachen Jahr lauten, kann man doch nach den ersten Verkostungen der Fassproben ansprechende Qualitäten vorhersagen, die feinen Fruchtschmelz mit adäquater Extrakt- und Säurestruktur vereinen werden und vor allem von dezenter Eleganz und der Ausgewogenheit ihrer Inhaltsstoffe geprägt sind.
Schwieriger Vegetationsverlauf
Dabei hat das Jahr 2005 bereits mit einer kühlen Blütezeit begonnen, die für eine frühe Dezimierung des Behangs gesorgt hat. Trotz des kaum vorhandenen Sommers verlief die Traubenreife eigentlich sehr zufrieden stellend, als Anfang August Regenfälle einsetzten, die auch im überwiegend feuchten September anhielten. Aufgrund des etwas späteren Lesezeitpunktes gestaltete sich der Fäulnisdruck im Weinviertel nicht so bedrohlich wie in anderen Anbauzonen, dennoch mussten die Lesetermine, etwa für Sorten wie Zweigelt und Chardonnay, sehr sorgfältig geplant werden; mitunter musste bei der Ernte aber auch improvisiert werden, weil die Wetterbedingungen keinen Aufschub mehr duldeten. Ab 3. Oktober setzte dann ein freundlicher, sonniger Altweibersommer ein, der beinahe bis Allerheiligen anhielt, so dass die spätreifenden Rebsorten bei sehr guten Bedingungen geerntet werden konnten; auch Premiumweine aus hoher Gradation waren dann – freilich in äußerst geringfügigen Quantitäten – möglich.
Klare Frucht und schöne Harmonie
Beginnen wir die Prognose für die Weißweinsorten gleich mit einem erfreuten Blick auf unsere Haus- und Hofsorte Grüner Veltliner, deren erfreuliche Resultate erneut für überaus ansprechende Weinviertel dac-Gewächse sorgen werden: die ersten Degustationen zeigten pfeffrig-würzige Exemplare, die mitunter auch von vegetal-schotigen Komponenten, hauptsächlich aber von dezenten Fruchtaromen bestimmt waren. Die Weine präsentierten sich reintönig und dicht, wobei die kräftigeren Varianten von einer zarten Extraktsüße begleitet waren; kein Thema ist heuer die Säure der Weine, weil sie sich unauffällig in das Gesamtbild einfügt. Alles in allem haben wir also fruchtbetonte und ausgereifte Veltliner von adäquater Säurestruktur zu erwarten, die manchmal ein wenig an die Jahrgänge 2002 und 2004 erinnern, diese aber in den Spitzen vermutlich übertreffen werden.
Ganz sicher vorausgesagt werden kann dies für die bereits in der Jugend ungewöhnlich blumigen und ausdrucksvollen Rieslinge, die ebenso bald Trinkvergnügen bereiten werden, wie die charakteristischen Sauvignon Blancs, deren Spektrum wieder von schotiger und paprizierter Würze bis zu vornehmen, nach Holunder und Pfirsich duftenden Repräsentanten reichen wird. Sehr feine Sommerweine mit dezenter Kräuterwürze lassen die Welschrieslinge erhoffen, während sich Weißburgunder und Chardonnays in den ersten Verkostungen bedeutend fruchtbetonter und charmanter, ja schlicht ausgeglichener präsentiert haben als in den beiden Vorjahren; diese Gruppe könnte einige der Stars des Jahrgangs 2005 stellen.
Schlanke und charmate Rotweine
So weit die ersten Verkostungen bereits Rückschlüsse erlauben, lassen sich fruchtbetonte, geradlinige Rotweine von etwas schlankerer Struktur und saftiger, „österreichischer“ Fruchtfülle erwarten, die auch den Sortencharakter gut zum Ausdruck bringen. Blauburger und Zweigelt zeigen bereits in der Jugend charmante Frucht nach Kirschen und Waldbeeren sowie eine unaufdringliche Säure- und Tanninstruktur; ähnliches lässt sich von St. Laurent und Pinot noir behaupten. Für die Premiumcuvées kommt eine endgültige Beurteilung naturgemäß noch zu früh, doch sind auch hier eher feingliedrige und charmante Gewächse zu erwarten, die wesentlich leichter ausgefallen sind als etwa der Ausnahmejahrgang 2003. Nicht so einfach ist das Verhältnis zum Vorgängerjahr 2004 zu definieren, welches fallweise im südlichen Weinviertel sehr kernige und dichte Rotweine ermöglicht hat; in einer generellen Betrachtung des gesamten Weinviertels sollten aber die 2005er gegenüber den 2004ern die Nase bezüglich Dichte und Harmonie vorne haben.
Der große Wermutstropfen
… besteht einfach in der geringen Menge, die selbst die anfänglichen Erwartungen noch unterschritten hat und bei manchen Sorten und Herkünften Einbußen bis zu einem Drittel gegenüber einem Normaljahr befürchten lässt. Aufgrund des schwierigen Witterungsverlaufs waren von diesen Ernteeinbußen punkto Fäulnis besonders empfindliche Rebsorten sowie alle Rotweinsorten überproportional betroffen, so dass für diese Kategorien die Nachfrage manchmal das Angebot übersteigen könnte.