2010 hat den Weinviertler Winzern sehr viel abverlangt: starke Nerven angesichts von Frost, Regen und Hagel in der Wachstumsphase und zur Ausreifung und Lese hin viel Geduld. Nur wenig Wein ist am Ende übrig geblieben, der dafür in bester Qualität.
Deutlich mehr Niederschlag als im Jahr zuvor, kühle Witterung, zuweilen Frost, regional Hagel und dafür wenig Sonne, aber ein schöner Oktober – das waren die Gegebenheiten, mit denen die Weinviertler Winzer im Weinjahr 2010 zurecht kommen mussten. Es ist ein Winzerjahr, in dem Know-how bei der Arbeit im Weingarten und Erfahrung im Umgang mit schwierigen Wetterlagen von großem Vorteil waren.
Die Vegetation startete aufgrund des frostigen Winters und des kühlen Frühlings sehr spät. In der entscheidenden Phase der Blüte war das Wetter feucht und kühl, was einen weit geringeren Fruchtansatz zu Folge hatte und die Trauben stark verrieseln ließ.
Im westlichen Weinviertel rund um Retz und Röschitz waren die Knospen wegen des strengen Frosts im Winter bereits beschädigt. Zu den Verrieslungsproblemen aus der Blüte kamen noch Hagelschauer im Juni und im August, die zwar lokal begrenzt waren, aber große Schäden anrichteten und durch die die ohnehin geringe Menge noch einmal reduziert wurde.
Ähnlich war die Lage rund um Poysdorf: Eine unglückliche Wetterlage folgte auf die nächste. Der Hagel schlug glücklicherweise etwas weniger oft und weniger dramatisch ein als in anderen Teilen des Weinviertels. Etwas besser gestaltete sich die Situation im südlichen Weinviertel. Doch Regen, Kühle, einen Hagelschauer im frühen Traubenstadium und die kurze Hitzeperiode im Juli hatte man auch hier zu bewältigen, wenn sie auch nicht derart in die Extreme ging wie in anderen Teilen des Weinbaugebiets. Massive Laubarbeit in den Weingärten war 2010 das Um und Auf, um den widrigen Umständen etwas entgegenzusetzen.
Die Erlösung aus der schwierigen Situation waren drei wunderbar warme und schöne Wochen im Oktober, die für den nötigen Reifeschub sorgten. Deutliche Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht führten dazu, dass sich die Fruchtaromen bei frischer Säure besonders klar ausbildeten. Entscheidend für die Winzer war, die Nerven zu bewahren und diese Phase zu „erwarten“. Die Leseabfolge wurde teilweise völlig auf den Kopf gestellt. Begonnen wurde abhängig von Sorte und Weinstil teilweise noch im September. Oft waren mehrere Lesedurchgänge erforderlich.
Die Mengen, die die Weinviertler Winzer in diesem Jahr geerntet haben, liegen teilweise fast 50 Prozent unter dem Durchschnitt. Betroffen sind diesmal alle Sorten querbeet, besonders jedoch die Leitsorte Grüner Veltliner. Es ist das zweite Jahr in Folge mit geringer Erntemenge, da der Jahrgang 2009 ebenfalls unter dem Durchschnitt lag.
Die Qualität der Weine aller Kategorien, über Weinviertel dac und bis hin zu den Lagenweinen in der Reserveliga, ist dank des versöhnlichen Wetters zur Lesezeit im Oktober letztendlich sehr zufriedenstellend. Die Weine sind ausgewogen strukturiert, sehr frisch und auf der schlanken Seite angesiedelt, die Alkoholgradationen werden nicht in lichte Höhen schießen. Dank ihres handwerklichen Könnens holten die Weinviertler Winzer das Beste aus den Gegebenheiten heraus, um die Freunde des Weinviertler Weins auch heuer zu aller Zufriedenheit versorgen zu können.