Ein Wechselbad aus allem, was Wetter im Verlauf eines Vegetationsjahres bieten kann, bereitete der Jahrgang 2012 den Weinviertler Winzerinnen und Winzern. Versöhnlich wurde es dafür, als es auf die Lese zuging. Stabiles, schönes Herbstwetter mit klaren Temperaturunterschieden zwischen Tag und Nacht dominierte im Viertel unter dem Manhartsberg und brachte perfekte Lesebedingungen. Die Trauben entwickelten eine ausgeprägte Aromatik, reiften bestens aus und waren auffallend gesund. Jeder Betrieb konnte ohne Zeitdruck durch heranziehende Wetterfronten den idealen Erntezeitpunkt wählen.
Die problemlose Lese erscheint wie die Belohnung dafür, dass man es während des Jahres nicht gerade einfach hatte. Auf einen schneearmen Winter folgte ein außergewöhnlich trockenes, wenn auch einigermaßen schönes Frühjahr. In den kalten Wochen des Februar mit minus 15 ° C und mehr kam es zu einigen, wenn auch überschaubaren Ausfällen durch Winterfrost. Große Probleme bereitete ein Spätfrost, der am 18. Mai vor allem im Pulkautal bis in die Gegend von Röschitz zuschlug. Er betraf in erster Linie niedrig gelegene Weingärten in Ebenen und Talsohlen und brachte große Mengeneinbußen. Etwa dieselbe Gegend wurde Mitte Juli noch von einem schweren Hagelunwetter getroffen. In weiter südlich und südöstlich gelegene Gegenden hatte der Frost deutlich weniger Auswirkungen, Hagel gab es nicht.
Die größte Herausforderung des Vegetationsjahres in allen Teilen des Weinviertels war die Trockenheit im Frühjahr bis in den Sommer hinein. Von gerade einmal 350 Millimeter Niederschlag vor dem Frost Mitte Mai berichtet man in Röschitz im westlichen Weinviertel. Einen leichten Vorteil hatten Gebiete, wo lehmhaltige Böden dominieren, da hier der wenige Regen einfach besser gespeichert wird. Auch ältere Weingärten mit tief verwurzelten Rebstöcken haben es unter derartigen Bedingungen leichter, während Junganlagen sehr leiden. Für biologisch arbeitende Winzer brachte die Trockenheit wieder den Vorteil, dass der Pflanzenschutz einfacher wurde, da bei diesen Wetterlagen einige Pilzkrankheiten gar nicht entstehen können. Viel Feingefühl in der Weingartenarbeit verlangte die prekäre Situation dennoch allen ab, oberstes Ziel war Trockenstress zu vermeiden.
Nach einem schönen Sommer mit tageweise hohen Temperaturen und so manchem heftigen Regenguß oder Gewitter begann die Lese generell früh, teilweise bereits Ende August, Anfang September. Abgesehen von den Mengeneinbußen herrscht große Zufriedenheit mit der hohen Qualität dessen, was von dem schwierigen Jahr übrig blieb. Winzer in allen Teilen des Weinviertels berichten erfreut von den durch und durch gesunden Trauben egal welcher Rebsorte, und wie schön es war, die Lese ohne Zeitdruck einbringen zu können. Rote Rebsorten wie Zweigelt & Co waren bei diesen Verhältnissen eindeutig begünstigt. Daher gingen die Mengeneinbußen – rund 50 Prozent weniger als im Vorjahr – vor allem zu Lasten der weißen Sorten. Da sich bei Wetterbedingungen wie diesen kompaktere Beerenhäute ausbilden, wird der Weinviertler Wein 2012 bei aller Frucht und Frische etwas stoffiger ausfallen als in den Jahren davor. Trotzdem konnte er auch Eleganz bewahren. Vor allem die Weinviertler Leitsorte Grüner Veltliner bringt jene zum Schwärmen, die bereits Gelegenheit hatten zu probieren. Alles in allem: Ende gut – alles gut.