Die Natur erwies sich 2016 als mächtige Mitspielerin, die es den Weinviertler Winzerinnen und Winzern vor allem im Frühjahr nicht leicht machte. Die Auswirkungen des Spätfrosts Ende April waren heftig, wobei die Umstände regional sehr unterschiedlich waren. Dafür endete das Weinjahr im gesamten Weinbaugebiet höchst versöhnlich – mit einer Lese unter ausgezeichneten Bedingungen.
Der Start in Vegetationsjahr 2016 war an sich gelungen: Der Boden wurde durch die Feuchtigkeit der Wintermonate gut versorgt und war bestens vorbereitet für die Austriebsphase, die völlig normal von statten ging. Doch Ende April schlug der Frost zu: Gleich drei Tage hintereinander fielen die Temperaturen während der Nacht auf bis zu sechs Grad unter Null. Dazu kam Wind auf, der den Frost „verteilte“, sodass er sich nicht wie sonst üblich an tief gelegenen Stellen sammeln konnte und so wenigstens die Rebstöcke in Hanglagen verschonte. Um die Auswirkungen abzumildern wurden in vielen Weingärten Strohballen verglost und Paraffinkerzen abgebrannt. Diese „Schutzschicht“ aus Rauch bewirkte, dass die Kälte nicht mit aller Macht angreifen konnte. Doch selbst diese Notmaßnahmen verhinderten nicht immer, dass die zu diesem Zeitpunkt bereits satten jungen Triebe stark geschädigt wurden. Mengeneinbußen, in manchen Weingärten bis zu 30 Prozent und mehr, waren nicht zu vermeiden.
Obwohl es dann bis in den Sommer hinein recht regnerisch war, fand die Rebblüte, eine entscheidende Phase für die Fruchtentwicklung, unter erfreulichen Wetterbedingungen statt. Ein feuchtes Frühjahr hat natürlich seine Vorteile, da Gegenden mit geringem Niederschlag von einer guten Wasserversorgung profitieren können. Ein Beispiel dafür ist Ziersdorf und Umgebung, eine Ecke, die innerhalb des Weinviertels als besonders trocken gilt. Nachteilig wirkte sich aus, dass die Wahrscheinlichkeit von Pilzbefall, speziell Peronospora (Falscher Mehltau) rasch ansteigt. Pflanzenschutz wurde daher unter diesen Umständen zu einem eminent wichtigen Thema.
Wesentlich war auch eine durchdachte und vorausblickende Laubarbeit, bei der die Rebstöcke gut durchlüftet wurden, damit sie leichter abtrockneten und so dem Pilz keine Chance ließen.
Hagel im Juni im Raum Röschitz und zwischen Poysdorf und Herrenbaumgarten bewirkte nach dem verheerenden Frost weitere Mengeneinbußen. Dafür stellte er in der verbleibenden Zeit bis zur Lese glücklicherweise kein größeres Problem mehr dar.
Mit fortschreitender Vegetationszeit wurde die Witterung immer trockener. Ab September zeigte sich die Natur von ihrer besten Seite, sodass gut ausgereifte Trauben unter idealen trockenen Bedingungen ohne Zeitdruck gelesen werden konnten. Die Temperaturen gegen Ende September waren sogar so hoch, dass sich manche Winzer entschieden, die Lese in die kühleren Morgenstunden zu verlegen, um das Lesegut nicht zu sehr zu strapazieren. Als es gegen Ende Oktober wieder nasser wurde, war die Weinlese größtenteils schon beendet. Die Erntemenge entspricht – nach einer Serie von „kleineren“ Jahren – mit etwa 88 Millionen Liter wieder dem guten Weinviertler Durchschnitt. Doch gibt es dabei enorme regionale Unterschiede, die auf den Frosteinbruch zurückzuführen sind und die in Gegenden mit Hagel noch signifikanter ausfielen.
Die Weinqualität des Jahrgangs 2016 ist höchst zufriedenstellend und vielversprechend. Die jetzt schon fertigen Weine sind sehr ausgewogen mit auffallend harmonischer Säure und ausgereiftem Gerbstoff. Für Grünen Veltliner, mit etwa 50 Prozent Anteil wichtigste Rebsorte im Weinbaugebiet, der eine gute Nährstoffversorgung für hohe Qualität braucht, waren die Bedingungen ausgezeichnet: Bei Veltliner und auch bei Burgundersorten wie Chardonnay oder Weißburgunder darf man daher durchaus Großartiges erwarten. Die Weinviertler Sortenvielfalt glänzt mit ausgeprägtem Sortencharakter und frischer, typisch österreichischer Fruchtigkeit. Auch Rotweinsorten, speziell Pinot Noir und St. Laurent aus den kühleren Ecken des Weinviertels, zeigen sich 2016 dank des idealen Herbstes von ihrer prächtigsten Seite.