Einfach war das Weinjahr 2008 nicht. Der Jahrgang verlangte den Winzern durch seine Wetterkapriolen – viel Feuchtigkeit und Hagel – einiges ab. Gut ausgestiegen sind jene, die den immensen Arbeitsaufwand bewältigen konnten, und zwar mit fruchtbetonten Weinen mit frischer, knackiger Säure und ausgeprägtem Regionscharakter.
Viele, viele Arbeitsstunden vor allem im Weingarten stecken in den Weinen des Jahrgangs 2008. Auch wenn der Winter vergleichsweise schneearm und ohne große Fröste war, bildeten die Rebstöcke durch die hohe Feuchtigkeit vom Frühjahr an stärker als in „normalen“ Jahren und bildeten sehr viel Blattmasse. Die Blüte setzte in der Wärmeperiode der ersten Junihälfte ein, was dem üblichen Zeitpunkt im Vegetationsverlauf des Weinviertels entspricht. Nach einem Temperatursturz brachten auch die Sommermonate wettermäßige Wechselbäder wie selten. Niederschläge und Sonnenschein wechselten sich im Juli und vor allem im August ab. Das feucht-warme Wetter begünstigte Pilzerkrankungen wie Peronospora im höherem Ausmaß als in normalen Jahren. Die Zahl der Sonnenstunden bewegte sich dennoch im langjährigen Durchschnitt.
Vermehrte und präzise Arbeit im Weingarten war die Strategie, die man diesen Bedingungen entgegensetzen konnte. Die Laubwand musste im Zaum gehalten werden, um so für eine gute Durchlüftung des Rebstocks zu sorgen. Das wieder schränkte den Lebensraum für Pilze ein, die feuchte Wärme brauchen, um sich zu vermehren. Nach den Hagelschlägen, die heuer ebenfalls häufiger als normal auftraten, mussten beschädigte Trauben entfernt werden: Damit hatten Pilze keine Chance, über diese „offenen Türen“ ins System einzudringen und sich zu verbreiten.
September begann prächtig schön mit idealen Bedingungen für die Reife, Mitte September kühlte es wieder deutlich ab. Oktober, die Hauptlesezeit im Weinviertel, war einigermaßen stabil und mild-sonnig mit oft sehr kühlen Nächten.
Selektion das Stichwort der Stunde zur Lese. Die Weinviertler Winzer zeigten Geduld und Nervenstärke, um die nötigen Gradationen zu erwarten und den idealen Zeitpunkt herauszufiltern. Gelesen wurde oft in mehr Durchgängen als in normalen Jahren, damit „Nachzügler“ unter den Trauben ausreifen konnten. Durch die Niederschlagsmengen das Jahr über war viel Saft in den Trauben, was auch die heuer deutlich höhere Erntemenge erklärt.
Der Charakter der einzelnen Sorten kommt heuer bei einer generell sehr lebendigen Säurestruktur besonders schön zum Tragen. Grüner Veltliner, Leitsorte des Weinbaugebiets und für „Weinviertel DAC“, Weißburgunder und Sauvignon Blanc überzeugten mit Frische und Typizität. Klar ausgeprägt sind auch regionale Charakteristiken: Freunde eines knackigeren Weinstils werden die Tropfen aus der Poysdorfer Gegend zu schätzen wissen. Ein etwas runderer Typus kommt aus dem südlichen Weinviertel, besonders prägnant ist auch die kühle Art der Urgesteins-Weine aus den Weingärten rund um den Manhartsberg.
Auch wenn sich der Verlauf der Weinwerdung durch Lesezeitpunkt und Erntedauer etwas verzögert, werden die Weinviertler Winzer für ihre Arbeit und die Fans des Weinbaugebiets mit hochqualitativen Weinen 2008 belohnt. Und der Faktor Langsamkeit hat dem Rebensaft noch niemals geschadet.
Presseinformation/März 2009
Weinkomitee Weinviertel/Ulrike Hager
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