„Winzerherz, was willst Du mehr“ und ähnlich erfreute Aussagen bekommt man zu hören, wenn man Weinviertler Winzerinnen und Winzer auf den Jahrgang 2015 anspricht. Auch wenn man nicht von einem völlig problemlosen Jahrgang sprechen kann, was sich vor allem auf die Witterung des Jahres bezieht, verlief die Lese 2015 im gesamten Weinbaugebiet zur vollen Zufriedenheit aller: Das Wetter spielte perfekt mit, Menge und vor allem Qualität stimmen in jeder nur denkbaren Hinsicht. Alles konnte bei besten Lesebedingungen eingeholt werden.
Die Herausforderung: Wasserversorgung
Herausfordernd im Jahrgang 2015 war die große Trockenheit den Sommer über, inklusive der Hitzeperioden, in denen die Temperaturen mehrere Tage hintereinander gut über 35 ° Celsius stiegen und auch in der Nacht nur wenig unter 30 ° Celsius sanken. Und genau hier zeigte sich, dass auch das feuchte 2014er Jahr positive Nachwirkungen haben kann: Die Grundversorgung mit Wasser war bis deutlich nach der Blüte Ende Mai, Anfang Juni gesichert. Im Juli, nachdem die Wasserspeicher aufgebraucht waren, begann sich die Trockenheit langsam auszuwirken. Der Rebstock reagiert darauf wie es der Mensch vernünftigerweise auch tun könnte, um sich nicht völlig zu verausgaben: nämlich mit eingeschränkter Aktivität. Alle physiologischen Vorgänge im Rebstock laufen deutlich langsamer ab: Das bedeutet, dass nicht nur das Wachstum verlangsamt wird, sondern auch die Stoffwechselvorgänge reduziert werden. Über die Blätter wurde weniger assimiliert, sodass am Ende des Prozesses die Alkoholwerte nicht zu hoch ausfielen. Auch die für einen harmonischen Wein so wichtige Säure wurde langsamer abgebaut.
Während die älteren, tiefverwurzelten Weingärten mit diesen Umständen sehr gut zurecht kamen, litten Junganlagen mit ihrem noch nicht sehr tiefgründig ausgebildeten Wurzelsystem doch und mussten teilweise bewässert werden. Sehr gute Steuerungsmittel waren ein den jeweiligen Bedingungen gezielt angepasstes Bodenmanagement wie rechtzeitiges Entfernen des Fahrgassenbewuchses und eine präzise Ertragsregulierung mit Hilfe von Laubarbeit.
Rund um den 17. August kam der erlösende Regen, reichlich und genau zum richtigen Zeitpunkt. Damit kehrte auch die Normalität zurück und die Trauben hatten perfekte Bedingungen, um langsam und kontinuierlich voll auszureifen: warme, trockene Tage und Nächte, in denen sich die Temperaturen wieder in jenen kühlen Bereichen einpendelten, die für das Weinviertel üblich sind. Besonders Grüner Veltliner, die Leitsorte des Weinviertels, und Riesling, der als spätreifende Sorte sehr lange vom schönen Herbst profitieren konnte, entwickelten sich unter diesen Bedingungen hervorragend.
All dem ist es zu verdanken, dass trotz trockener Bedingungen und großer Hitze in allen Komponenten harmonische, voll ausgereifte, elegante 2015er Weine entstehen konnten, bei denen genügend Säure erhalten blieb, um Frische zu verleihen, und Gerbstoff im Zaum gehalten wurde. Die Weine sind zwar kompakt und mit einiger Power ausgestattet, doch übersteigen die Alkoholgradationen nicht den Normalbereich, was offensichtlich ebenfalls dem Entwicklungsstillstand während der ganz heißen Zeiten zu verdanken ist. Die geernteten Mengen bewegen sich wieder im langjährigen Durchschnitt. Landauf und landab ist man hingerissen von der guten Balance der Weinviertler Weine.