Später Austrieb, frühe Lese, gutes Ende.
Ein später Austrieb, rasante Entwicklung der Vegetation und die Blüte zu einem extrem frühen Zeitpunkt Ende Mai, dazu große Hitze im Sommer und ein ausnehmend früher Lesebeginn – das kennzeichnet den Weinjahrgang 2018 im Weinviertel.
Im Jahr 2018 wirbelten gleich mehrere Extreme in der Witterung den klassischen Verlauf eines Weinjahres grundlegend durcheinander. Der Austrieb setzte sehr spät ein, etwa Anfang April. Durch eine sehr warme Wetterperiode gleich danach kam die Vegetation rasch in Fahrt und holte auf, was durch den späten Austrieb vergeben schien. Die Rebblüte begann früh: Erste Blütenstände gab es im östlichen Weinviertel, dem wärmsten und am stärksten pannonisch beeinflussten Teil dieses Weinbaugebietes, bereits Mitte Mai. Die Bedingungen waren ausgezeichnet während dieser für den Fruchtansatz entscheidenden Zeit, die Ende Mai, spätestens in den ersten Junitagen abgeschlossen war. Ein kleines, lokal begrenztes Hagelereignis rund um Poysdorf kurz nach Blüteabschluss schädigte glücklicherweise nicht nachhaltig, da in diesem frühen Stadium Triebe noch problemlos nachwachsen können.
Der Sommer war wie in ganz Österreich und Europa sehr heiß und öfter als jemals zuvor geprägt von Hitzetagen in Serie, dazu kamen tropisch warme Nächte. Der Farbumschlag, normalerweise etwa Anfang August, begann gut einen Monat früher, im östlichen Weinviertel beispielsweise mit Anfang Juli. Die Trauben reiften geradezu rasant, sodass die Lese schon um den 20. August begonnen wurde.
Sehr warme Tagestemperaturen bewogen einige Winzer bereits bei Sonnenaufgang mit den Erntearbeiten zu beginnen. Dadurch wurden die Trauben geschont, weil sie unter einigermaßen kühlen Bedingungen weiterverarbeitet werden konnten. Nach einem Regen mit etwa 100 mm zu Septemberbeginn im gesamten Weinviertel, setzte sich das außergewöhnlich warme Wetter fort bis zu einem nachhaltigen Wettersturz am 20. September. Dieser brachte massiven Regen, deutlich kühlere Temperaturen und ausgeprägtere Unterschiede zwischen Tag und Nacht. Die Lese wurde in vielen Ecken des Weinbaugebietes unterbrochen. Insgesamt mußte das Weinviertel im Jahr 2018 mit etwa 350 mm anstatt der sonst üblichen 450 mm Jahresniederschlag auskommen.
Einig ist man sich in allen Teilen des Weinviertels, das anders als im Vorjahr die zeitliche Verteilung des Regens im Sommer 2018 sehr viel dazu beitrug, dass die Trauben unter diesen Umständen nicht zu sehr mitgenommen wurden. Im Südwesten des Weinviertel bis auf Höhe Röschitz brachten Gewitter immer
wieder die notwendige Feuchtigkeit. Im westlichen Weinviertel rund um Ziersdorf beispielsweise reichten zwei Mal 20 Liter und einmal 50 Liter im Juli, um eine gute Entwicklung zu garantieren. Ungewöhnlich waren heuer die extrem kleinräumigen regionalen Unterschiede. Im Pulkautal wurde ein Ort nicht üppig, aber immer rechtzeitig mit Niederschlägen versorgt, während es im Nachbardorf genau andersrum war. Problematisch waren Starkregengüsse wie im Raum Poysdorf, da die erhitzten Böden die riesigen Mengen in kürzester Zeit nicht immer aufnehmen konnten. Entscheidend für die Qualität des Jahrgangs war eine gefühlvolle Strategie im Weingarten in punkto Bodenbegrünung und Laubmanagement.
Ende gut, alles gut.
Die erzielte Gesamtmenge der Ernte liegt über dem Durchschnitt bei 87,8 Millionen Liter. Für fruchtbetonte Weine scheint eine möglichst frühe Lese, vor dem 20. September, eine gute Wahl gewesen zu sein, während später reifende Rebsorten wie Riesling oder Veltliner der Reserve-Kategorie auch bis in den Oktober hinein am Stock blieben, um dann mit Struktur und Typizität zu brillieren. Grüner Veltliner, mit einem Rebflächenanteil von fast 50 Prozent die wichtigste Sorte im Weinviertel, der auf eine gute Nährstoffversorgen angewiesen ist, konnte vor allem in den älteren Anlagen sehr gut mit der Trockenheit umgehen. Als besonders harmonisch wird der spätreifende Riesling im westlichen Weinviertel beschrieben. Speziell hervorgehoben wird in allen Teilen des Weinbaugebietes die Ausgewogenheit der jeweiligen Sorten.
Der Wein-Jahrgang 2018 stellt also sehr zufrieden. Weinviertler Winzerinnen und Winzer sorgten mit ihrem Know-how, mit Erfahrung und Gefühl dafür, dass auch die Herausforderungen dieses Jahrgangs gemeistert wurden und vielschichtige Weine in die Flasche kamen, die ihre Weinviertler Herkunft aufs Anregendste widerspiegeln.
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© Regionales Weinkomitee Weinviertel/Anna Stöcher