Ein Sommer wie seinerzeit mit ausreichend Niederschlag in allen Ecken des weitläufigen Weinbaugebietes, machte aus den Weinen des Jahrgangs 2020 klassische Schönheiten.
Die Ausgangslage für die Weinviertler Winzerinnen und Winzer lässt sich nach den mäßig feuchten Wintermonaten 2019/2020 am klarsten mit „gemäßigt trocken“ beschreiben. Die Monate des Rebschnitts bis hin zum Austrieb waren vergleichsweise warm, sodass die Vegetation mit kräftigem Schub einsetzte. Bis gegen Ende Mai gab es nur selten ergiebigen Niederschlag. Der setzte dafür im Juni ein. Die Vegetation, die bereits im Februar mit einem frühen Austrieb begann, wurde im extra kühlen Mai wieder gebremst, sodass die Blüte der Rebstöcke spät – etwa Mitte Juni – dafür glücklicherweise bei einigen Tagen Schönwetter – rasch und problemlos ablief.
Über den Sommer wechselte sich Niederschlag mit Sonne ab. In Ostösterreich gab es laut Zentralanstalt für Meteorologie (ZAMG) zwei- bis dreimal mehr Sommertage mit mehr als 25 ° C als im langjährigen Schnitt und auch gut 15 Prozent mehr Sonnenstunden. Hagel oder Frost bereiteten 2020 im Weinviertel keine nennenswerten Probleme.
Durch den häufigen Wechsel zwischen Regen und Sonne fühlten sich nicht wenige an die „schönen alten Sommer“ der Kindheit erinnert. Pragmatischer betrachtet kam das traditionell trockene Weinbaugebiet sehr gut und ohne Trockenstress durch den Sommer. Der Grundwasserspiegel konnte sich nachhaltig erholen. Gut mit Feuchtigkeit versorgt war selbst das westliche Weinviertel, das anders als der östliche Teil über leichtere Böden verfügt, durch die das Wasser rascher abfließt als bei mit Lehm und Löss durchsetzten Böden.
Der August, ein im langjährigen Schnitt eher trockener Monat, war 2020 recht niederschlagsreich. Positiv war, dass die Temperaturen vor allem gegen Ende hin eher kühl blieben. Die wichtigste Aufgabe der Winzerinnen und Winzer war, die Trauben trotz erhöhten Pilzdrucks u.a. mit gezielter Laubarbeit gesund zu erhalten.
Die Hauptlese begann jedenfalls zu „normalen“ Zeiten etwa Mitte September, wurde immer wieder durch kleinere Niederschläge aber keine Starkregenereignisse unterbrochen und etwa vier Wochen später abgeschlossen. Die gelesene Menge im Weinviertel liegt mit rund 78 Millionen Liter Most etwas unter dem langjährigen Durchschnitt wie auch die Erntemenge 2019, die Erträge schwankten 2020 regional leicht.
Trotz der leicht reduzierten Menge quer durch alle Rebsorten sind Weinviertler Winzerinnen und Winzer hochzufrieden mit sehr ausgewogenen Weinen in Weiß und Rot mit lebendiger Säure bei gezügelten Alkoholwerten. Der ständige Wechsel zwischen Kühle und Wärme, die klaren Unterschiede zwischen den Tag- und Nachttemperaturen trugen dazu bei, die Säure in den Beeren gut zu erhalten, sodass die Weine daraus ausgesprochen fruchtverspielt ausfallen. Durch die Temperaturunterschiede sind die Weine ausgesprochen frisch, mit einer guten, weil langsam gewachsenen Struktur, die ihnen eine lange und schöne Entwicklung ermöglicht.
(Quellen: Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik ZAMG, Statements von Winzerinnen und Winzer quer durch das Weinbaugebiet)
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© Regionales Weinkomitee Weinviertel/Petr Blaha