Der Weinjahrgang 2011 ist im Weinviertel sehr gut ausgefallen. Nach zwei Jahrgängen mit geringen Mengen, liegt sie heuer wieder im Normalbereich. Gesundheit und Reifezustand der Trauben zur Lese waren weit mehr als zufrieden stellend, die Wein-Qualitäten weiß wie rot sind hervorragend.
Das Resümee fällt höchst positiv aus. Dennoch war der Witterungsverlauf vor allem in der ersten Hälfte der Vegetationsperiode alles andere als dazu angetan, als dass sich die Winzer entspannt zurücklehnen und den Reben beim Wachsen zusehen konnten. Zu wechselhaft waren die Umstände: ein langer, teils strenger Winter, gefolgt von eine kurzen Frostperiode Anfang Mai, ein generell feuchtes durchwachsenes Frühjahr, dem eine Hitzeperiode im Juli folgte. „Ein wildes Wetter“ beschreibt es Harald Seymann, Winzer in Pernersdorf im Pulkautal. „Doch immer bevor es wirklich brenzlig wurde, kam der rettende Niederschlag.“
Die Trockenheit war eine große Herausforderung speziell im westlichen Weinviertel. „Man musste den Weingarten sehr genau beobachten, sofort agieren und sehr vorsichtig mit der Begrünung umgehen“, erklärte Ingrid Groiss, Jungwinzerin aus Breitenweida, die 2011 ihren zweiten Jahrgang selbstständig bearbeitete. Manfred und Nicole Bannert aus Obermarkersdorf hatten es mit ihren tiefgründigeren Böden etwas leichter und äußern sich dementsprechend positiv: „Für uns war es ein sehr schönes, normales Jahr. Wir haben tiefgründigere Böden, daher war bei uns auch die Hitze nicht das große Problem. Nur mit dem Entblättern musste man vorsichtig sein.“ Die Gefahr von Sonnenbrand stets da, wie mehrere Winzer bestätigen.
Begünstigt unter diesen Umständen waren alten Anlagen. Groiss bewirtschaftet 50 Jahre alte Weingärten mit Grünem Veltliner und Gemischtem Satz bei Haugsdorf und Ziersdorf. „Dort war es schon sehr, sehr, sehr trocken. Alte Rebstöcke sind in diesen Situationen extrem dankbar, weil sie wegen ihrer tiefen Wurzeln auf die Witterungsextreme nicht so extrem reagieren.“
Maria Faber-Köchl, in Eibesthal im östlichen Weinviertel beheimatet, äußert sich über die häufigeren Niederschläge in ihrem Gebiet sehr erfreut: „Dadurch war das Spiel mit der Säure etwas einfacher.“ Durch eine Abkühlungsphase Ende September wurde auch die Aromenbildung in den Trauben beflügelt.
Sehr positiv wirkte sich aus, dass es zu entscheidenden Zeiten Wetter vom Feinsten gab. „Einfach perfekt für den Grünen Veltliner“ nennt Michael Martin vom Martinshof in Neusiedl an der Zaya im östlichen Weinviertel das Wetter zur Blütezeit, die heuer Anfang Juni stattfand.
Ein schöner Spätsommer und ein perfekter Herbst bewirkten, dass die Trauben in aller Ruhe ausreifen konnten und die Winzer ohne Witterungsdruck „ihren“ Lesezeitpunkt bestimmen konnten. Gelesen wurde in vielen Häusern in zwei Durchgängen, ein erster Durchgang für die spritzigen Jungweine, ein zweiter für die kraftvolleren Tropfen. „Zu langes Zuwarten hat bei manchen Sorten nicht viel gebracht. Speziell bei Grünem Veltliner war es wichtig, genau mittendrin zu lesen“, resümiert Manfred Bannert, „spät reifende Sorten, Burgundersorten und auch Riesling sind bei uns sicherlich die Gewinner dieses Jahres“: Leo Uibel in Ziersdorf wieder entschied sich für einen späten Erntezeitpunkt, um „absolut physiologisch reife Trauben zu ernten. Ich verlasse mich dabei auf die Balance im Geschmack. Und wenn Wetter mitspielt wie im Jahrgang 2011, kann man auch zuwarten.“
Das Ergebnis des Jahrgangs 2011 belohnt jedenfalls die Weinviertler Winzer und ihre Fans mit feinfruchtigen, vollen Weinen in Weiß wie Rot, denen aufgrund ihrer Struktur auch ein langes Leben vorausgesagt wird.